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Weißenfelser Schütz-Haus ruft Frauenjahr aus

Jahresprogramm des Heinrich-Schütz-Hauses Weißenfels vorgestellt

Das Jahresprogramm des Heinrich-Schütz-Hauses Weißenfels stellten der Einrichtungsleiter Dr. Maik Richter und der Vorsitzende des Weißenfelser Musikvereins „Heinrich Schütz“ e.V. Manfred Hoyer am 16. Januar 2024 vor. Das Programm umfasst 20 eigene Veranstaltungen. Die Bandbreite reicht von Konzerten über Lesungen, Vorträge, Sonderführungen bis hin zu Mitmach-Aktionen. Gemeinsamkeit fast aller Veranstaltungen: Musikerinnen und andere Künstlerinnen der Schütz-Zeit sowie neuzeitliche Interpretinnen Alter Musik werden in den Mittelpunkt gerückt.

„Wir haben 2024 ein Frauenjahr ausgerufen. Zu Schütz' Zeit waren Musik, Literatur und Malerei komplette Männerdomänen. Die Frauen, die sich damals mit ihrer Kunst durchsetzen konnten und aufgrund ihrer Begabung ein Publikum fanden, haben eine Würdigung mehr als verdient“, sagte Dr. Maik Richter. Konzerttitel wie „Donne d’amore“ (Frauen der Liebe), „Von zarter Hand“ oder „O dolce eterno Amor“ (O süßer ewiger Amor) lassen die weibliche Handschrift erkennen. Auch das Heinrich Schütz Musikfest, das vom 4. bis 13. Oktober 2024 stattfindet, und der Museumspfad im Rahmen der Museumsnacht am 11. Mai 2024 rücken die Frauen in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Passend zum Motto haben das Heinrich-Schütz-Haus und der Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V. zum Jahresanfang eine CD herausgebracht, auf der die polnische Organistin Mirosława Cieślak zu hören ist. Das Besondere: Sie ließ für die Aufnahmen drei Ausstellungsstücke des Heinrich-Schütz-Hauses erklingen. Auf Cembalo, Clavichord und Orgel – typische Tasteninstrumente des 17. Jahrhunderts – spielte sie Werke von Komponisten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal und Spanien ein. Zu hören ist auch ein Stück aus Weißenfels, welches von dem Komponisten Johann Philipp Krieger stammt. Die CD „SONUS EUROPAE IN SAECULO HENRICI SAGITTARII“ kann ab sofort für 15 Euro im Heinrich-Schütz-Haus in der Nikolaistraße 13 erworben werden.

Ein Veranstaltungshöhepunkt des Frauenjahres im Heinrich-Schütz-Haus wird die Sonderausstellung „Die Musen sind weiblich“ sein, deren Eröffnung für den 2. Oktober 2024 geplant ist. Weil das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels über keinen Sonderausstellungsraum verfügt, musste Museumsleiter Dr. Maik Richter kreativ werden. „Elemente wie beispielsweise ein Animationsfilm, ein Hörspiel oder ein historischer Druck mit dem Abbild der deutschen Dichterin Sibylla Schwarz werden in die Dauerausstellung integriert“, erklärte er. Sibylla Schwarz ist nahezu die einzige erfolgreiche Barocklyrikerin Deutschlands. Sie verstarb bereits im Alter von 17 Jahren, hinterließ aber etwa 100 Gedichte, welche sie innerhalb von gut vier Jahren geschrieben hat. Ihr wird sich ein Hörspiel in der Sonderausstellung widmen. Der Animationsfilm, den das Heinrich-Schütz-Haus für die Sonderausstellung anfertigen lassen möchte, soll anhand des Briefwechsels von Herzogin Sophie Elisabeth zu Braunschweig und Lüneburg mit ihrem Lehrer Heinrich Schütz eine Unterrichtsstunde im Fach Komposition nachvollziehen. Der Film soll später Teil der bestehenden Dauerausstellung werden, in der die Herzogin schon seit 2012 einen Platz hat. Die restlichen Elemente der Sonderschau könnten künftig als Wanderausstellung auf Reisen gehen.

Den Auftakt des Veranstaltungsreigens des Heinrich-Schütz-Hauses macht traditionell das Neujahrskonzert. Dieses findet am 21. Januar 2024 im Weißenfelser Rathaus statt. Beginn ist 17 Uhr, Einlass eine halbe Stunde vorher. Zu hören ist ausnahmslos Musik von Komponistinnen der Schütz-Zeit – ein Repertoire, das Jahrhunderte nicht mehr zu hören gewesen ist und auch heute nur selten live erlebt werden kann. Sopranistin Margret Bahr und das 2008 gegründete Ensemble Musica Sequenza präsentieren unbekannte Musikstücke von erstaunlichen Komponistinnen wie Francesca Caccini, Lucretia Orsina Vizzana, Barbara Strozzi und Bianca Maria Meda. Das Berliner Barockensemble spielt unter der Leitung von Burak Özdemir Instrumente, wie sie auch im 17. Jahrhunderts Verwendung fanden. Tickets sind für 16 Euro im Heinrich-Schütz-Haus und an der Abendkasse erhältlich (ermäßigt 12 Euro, Schülerinnen und Schüler 5 Euro).

Auf dem Plan stehen zudem drei Konzerte, die sich nicht nur thematisch den Werken von Frauen widmen, sondern auch ausnahmslos von Künstlerinnen gespielt werden. „Frauenzimmergesprechspiele“ (25.2.2024, 16 Uhr) ist eine musikalisch-poetische Spurensuche in der frühen Neuzeit. Das gleichnamige weibliche Ensemble gibt mit einer Mischung aus Theater, Musik und Debatte komponierenden Frauen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges eine Stimme. Dabei geht es auch um die Frage, warum Frauen in der Musikgeschichte lange Zeit so gut wie keine Rolle gespielt haben. Die Veranstaltung wird vom Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V. organisiert und durchgeführt.

Vokal- und Instrumentalwerke barocker Komponistinnen wie Isabella Leonarda, Barbara Strozzi und Elisabeth-Claude Jacquet de la Guerre erklingen beim Konzert „O aurae beatae“ (8.6.2024, 17 Uhr). Es spielt das rein weiblich besetzte Ensemble Musica Briosa.

Das dritte rein von Frauen bestrittene Konzert thematisiert unter dem Titel „Grüne Linden“ (17.8.2024, 17 Uhr) zwar nicht die Musik von Frauen, wird aber von drei Musikerinnen bestritten, die sich der Blumen, Vögel und anderer Naturbezüge in der Musik des 15. Jahrhunderts widmen. Unter dem Namen Ensemble714 musizieren sie auf Blockflöten und einer Renaissancegambe Werke von Komponisten, die anderthalb Jahrhunderte vor Heinrich Schütz gelebt und gewirkt haben.

Auch gemischte Ensembles nehmen sich 2024 der Komponistinnen des 17. Jahrhunderts an. Unbedingt vormerken sollten sich Fans Alter Musik daher die Konzerte „Von zarter Hand“ (17.3.2024, 17 Uhr) des Ensembles Compagnie d’oiseaux mit fast vergessenen Klängen von Komponistinnen des 17. und 18. Jahrhunderts und „O dolce eterno Amor“ (6.4.2024, 17 Uhr) mit wiederentdeckter Liebesmusik aus der Schütz-Zeit, dargeboten vom renommierten Marias Consort. Beide Ensembles waren 2021 bzw. 2022 erstmals zu Gast in Weißenfels.

Ein Höhepunkt außerhalb des Frauenjahres wird das Benefizkonzert „Zuversicht.Glaube.Mut“ des Kuratoriums des Heinrich-Schütz-Hauses mit dem Stuttgarter Star-Altus Matthias Rexroth und dem jungen Krakauer Orgelvirtuosen Artur Szczerbinin sein. Nachdem das Konzert im ersten Anlauf 2023 krankheitsbedingt abgesagt werden musste, wurde nun am 28. September 2024, um 19 Uhr ein Nachholtermin gefunden. Die beiden Musiker wagen das musikalische Experiment, Kompositionen verschiedener Stilrichtungen, Epochen und Herkunftsländer in einem Konzert zusammenzuführen. Musikfreunde dürfen sich dann auf eine große Reise durch die Musikgeschichte freuen mit bekannten Werken von Händel, Mozart, Beethoven, Brahms, Purcell und natürlich von den beiden Weißenfelser Komponisten Schütz und Krieger, aber auch mit zwei modernen Kompositionen aus den Jahren 2000 und 2011. Eintrittskarten zum Benefizkonzert können für 20 Euro (ermäßigt 15 Euro, Junior 5 Euro) ab 1. Februar 2024 im Heinrich-Schütz-Haus sowie in der Touristinformation am Markt 3 erworben bzw. ab sofort auch schon telefonisch unter 03443/302835 oder per E-Mail an service@schuetzhaus-weissenfels.de bestellt werden. Der Erlös ist für die außerschulische musikalische Bildungs- und Vermittlungsarbeit des Weißenfelser Musikermuseums bestimmt. Das Konzert „Zuversicht.Glaube.Mut“ wird vom Kuratorium des Heinrich-Schütz-Hauses in Kooperation mit dem Weißenfelser Musikverein "Heinrich Schütz" e.V. als Benefizkonzert organisiert und durchgeführt.

Musikgenuss in gemütlicher Atmosphäre mit Wein und kulinarischen Köstlichkeiten gibt es am 6. Juli 2024, um 17 Uhr beim Sommerkonzert des Weißenfelser Musikvereins „Heinrich Schütz“ e.V. im Hof des Heinrich-Schütz-Hauses. Dessen Mitglieder stellen dabei traditionell ganz andere stilistische Richtungen vor. So spielt in diesem Jahr unter dem Motto „Jazz Blues mer los!“ Hokos Rentnerband Dixieland. Die vier Musiker sind in Weißenfels keine Unbekannten. Unter anderem sorgten sie in der Vergangenheit schon beim Musiksommer in der Jüdenstraße für Stimmung.

Tickets für die Veranstaltungen sind dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Heinrich-Schütz-Haus in der Nikolaistraße 13 oder an der Abendkasse erhältlich. Vorbestellungen per Telefon oder E-Mail sind möglich (03443/302835 oder service@schuetzhaus-weissenfels.de). Ermäßigung erhalten Studierende, Auszubildende, Leistungsempfänger, Schwerbeschädigte und Mitglieder des Musikvereins „Heinrich Schütz“ e.V. Karten für das Heinrich Schütz Musikfest sind ab Juni 2024 im Internet erhältlich unter: www.schütz-musikfest.de.

17.01.2024