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GROSSKORBETHA, KLEINKORBETHA UND GNIEBENDORF

Großkorbetha liegt am Rande der Leipziger Tieflandsbucht auf einer Höhe von 90 bis 112 m NN. Zur Ortschaft gehören die Dörfer Kleinkorbetha und Gniebendorf. Der alte Ortskern zieht sich den Saalehang hinauf und wird vom Rießbach durchflossen. Der Name des Ortesleitet sich vom altsorbischen "Chorvati" oder "Churvati" ab, welches den Stammesnamen der Kroaten wiedergibt (Vg. Eichler/Walterh Seite 186). In dem Ort ging das um 1300 erstmals erwähnte Gniebendorf nahezu vollständig auf. Dieser Ortsname (Dorf eines Gnev) ist eine slawisch-deutsche Mischform.

Prähistorische Funde deuten auf eine sehr frühe Besiedlung dieser Gegend hin. Urkundlich erfasst wird der Ort unter dem Name Curuuadi aber erst 881 n. Ch. im Hersfelder Zentverzeichnis. 1118 gehört der Ort zum Wettiner Land. Aus einer Urkunde geht hervor das in „villa Chrovati ad fluvium         Salam“, bestimmte Abgaben zu entrichten sind.

1293: Bau der Kirche „honorem sancti Martini“

1433: Die Dörfer Magna Korvete und Gnywindorf werden als Dörfer des Amtes Weißenfels eingegliedert. Eine große Flut bewirkt, dass sich der Ort in höheren Lagen ansiedelt.

1480: Die Kirche wird vergrößert.

1539: Nach der Reformation wird die erste protestantische Pfarrstelle eingerichtet und eine Schule gegründet.

1562: Groß Corbetha erhält das Recht zum Bier brauen.

1618-1648: Im 30-jährigen Krieg wird 1636 das gesamte Dorf wegen nicht gezahlter Kontribution vom schwedischen Obristen Schlange niedergebrannt. Sämtliches Archivmaterial aus früheren Zeiten wurde damit vernichtet.

1757: Mit den Ereignissen um die Schlacht von Rossbach weilt der französischen Oberbefehlshaber Prinz von Soubise im Ort.

1799: Ein großes Hochwasser reist Wohnhäuser mit.

1804: Eine Feuersbrunst brennt fast das ganze Dorf nieder.

1806-1813: Während der napoleonischen Kriege ist die Region mehrmals direkter Kriegsschauplatz. Die Nähe zu den Orten der großen Schlachten dieser Zeit bringt große Not, Einquartierung und Durchmärsche.

1824: Ein Sturm zerstört den Kirchturm. Danach erhält die Kirche ihr heutiges Aussehen.

1846: Anschluss an die Thüringische Eisenbahn. Mit dem Bau der Leipziger Bahn entsteht 1856 ein Kopfbahnhof.

1847: Am 21. Juli äschert eine furchtbare Feuersbrunst den halben Ort ein.

1867: Eine Glashütte und eine Fabrik zur Herstellung von Schwefelsäure entstehen.

1893: Eine Wagenfähre nach Kleincorbetha wird eingerichtet.

1914: Der neue Bahnhof wird gebaut

1914-1918: Im Ersten Weltkrieg beklagt der Ort 59 Gefallene.

1925: Westlich des Ortes wird Quarzit abgebaut.

1929: Bau des großen Schulgebäudes in der Merseburger Straße

1939-1943: Nordöstlich des Ortes entsteht eine Arbeitersiedlung für 200 Familien.

1945: Am 14. Januar werden bei einem schweren Luftangriff 46 Prozent der Häuser zerstört und 71 Menschen durch Bomben getötet. Der Krieg forderte insgesamt 212 Tote. Am 15. April wird der Ort durch amerikanische Truppen befreit.

1946: Im Rahmen der Bodenreform werden 150 Hektar Land aufgeteilt und es entstehen 15 Neubauerngehöfte.

1949-1990: In dem durch die Landwirtschaft geprägte Ort wurden im Rahmen der sozialistischen Kollektivierung 1956 zwei LPGs vom Typ III und Typ II gegründet. Später auch in Kleinkorbetha eine weitere vom Typ III. 1959 werden Handwerksbetriebe zu PGH. 1972 erfolgt die Verstaatlichung der Maschinenfabrik Firma Seume KG.

Seit 1990: Nach der Wiedervereinigung konnten zahlreiche Neugestaltungs- und Restaurierungsarbeiten an Straßen, Plätzen und Häusern realisiert werden.

Seit 2011: Großkorbetha gehört zur Stadt Weißenfels.

Großkorbetha hat heute Kleinstadtcharakter. Dazu tragen vor allem die vielen Firmen bei, die sich hier niedergelassen haben. Dazu zählen zum Beispiel die Metall verarbeitende Industrie und die Elektroindustrie, Bauhandwerksbetriebe sowie Planungs- und Bauleitungsbüros. Außerdem befinden sich vor Ort Agenturen, Versicherungen und Vermögensberatungen. Viele der ansässigen Unternehmen haben sich im Gewerbegebiet „Merseburger Straße“ niedergelassen. Der Ort besitzt zudem eine Grund- und Sekundarschule, ein Gymnasium, Arzt- und Zahnarztpraxen mit Physiotherapie, eine große Sportstätte mit Stadion, Wettkampfhalle und Kegelbahn, mehrere Gaststätten und Handwerksbetriebe aller Art sowie größere Handelseinrichtungen. Der Ort wurde früher stark von einer hochproduktiven Landwirtschaft geprägt. Durch die Nähe zum Industriestandort Leuna und der Raffinerie TOTAL bietet der Großkorbetha einen interessanten Standort für Eigenheimbau und gewerbliche Ansiedlung.

Die Verkehrsanbindung mit Auto, Bahn und Bus ist sehr gut. Auch über den Saaleradweg ist der Ort zu erreichen. Seit dem 7. Dezember 2001 verbindet die Saale-Brücke Groß- und Kleinkorbetha. Am Flughafen Halle-Leipzig ist der Reisende in dreißig Minuten.

Sehenswürdigkeiten und Freizeitgestaltung

Die Kirche St. Martin ist eine der größten Dorfkirchen in der Region. Ihr 44 Meter hoher Kirchturm mit Spitzhelm ist landschaftsprägend. Um 1480 wurde die Kirche durch den Leipziger Baumeister Hans Roder vergrößert. Bemerkenswert ist die qualitativ hochwertige Innenausstattung. Ein Glanzstück ist der 1696 vom Weißenfelser Hofbildhauer Andreas Griebenstein geschaffene Barockaltar und die steinerne Kanzel mit reicher Formenpracht aus dem Jahre 1687.

Der Wasserturm ist eine Landmarke des Ortes. Er wurde 1936 erbaut und misst 32 Meter. Mittels eines Schlauchtrocknungsgerüstes wird er heute auch als Steigerturm von der Feuerwehr genutzt.

Das in seiner Ausdehnung ungewöhnlich große Bahnhofsgelände bietet für Eisenbahnfreunde ein beliebtes Fotomotiv. Besonders sehenswert ist die alte Achtbogenbrücke mit der Unterführung an der Zusammenführung der beiden Hauptsrecken aus Halle und Leipzig. Das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1914 verfügt über vier Bahnsteige und acht Gleise.

Seit 130 Jahren besteht in Großkorbetha eine äußerst erfolgreiche Sportbewegung. Das Wilhelm- Kaiser- Stadion (1957) und die Werner-Girsch -Sporthalle (2008) werden dieser Tradition gerecht.

Im Ortskern befinden sich einige bemerkenswerte alte Gebäude. Das Pfarrhaus mit dem Pfarrgarten (um 1800 erbaut) und die als Begegnungsstätte genutzte „Alte Scheune“ sind nur zwei Beispiele hierfür. Ein direkter Dorfplatz fehlt zwar, der Dorfteich und das Wohnhaus mit der zweistöckigen Fachwerkscheune aus dem 18. Jahrhundert prägen jedoch einen das Straßenbild dominierenden Kreuzungspunkt. Im Ortskern befinden sich alte Bauerngehöfte mit dekorativen Torbogen. Eine Ruhezone bildet der Karl Marx-Platz mit dem Kriegerdenkmal aus den Einigungskriegen, den Gedächtnistafeln der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, dem alten Schulgebäude von 1860 und dem alten Kastanienbestand.

Außerhalb des Dorfkerns befinden sich die „Alte Schule“ (1924) mit Lehrerhaus und die Neue Schule (1944). Das sogenannte „Doktorhaus“ die rote Villa von 1930 mit Ihren expressionistischen Architekturdetails und dem achteckigen dreistöckigen Turm beherrscht ebenfalls das Ortsbild.

In Kleinkorbetha befindet sich die im romanisierenden Klassizismus erbaute Kirche. Davor steht der Torso eines Lutherdenkmals und das Kriegerdenkmal für die Einigungskriege in den Jahren 1863, 1866 und 1870/71 und im Ersten Weltkrieg.

Eine besonders gut erhaltene Reihung von giebelständigen Hofanlagen, die mit Toranlagen verbunden sind, befindet sich in Gniebendorf. Die Anlagen stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Zu Spaziergängen lädt das Landschaftsschutzgebiet Saaleaue ein. Dort befindet sich die „Alte Saale“, ein abgetrennter Saalearm, mit der inselförmigen Tepnitz und dem Rest des ehemals großflächigen Auwaldes. Naturfreunde finden heute noch Stieleichen, Eschen, Ulmen und Weiden vor. Früher verband die Ortsteile eine Fähre, seit 2001 eine eindrucksvolle 65 Meter lange Bogenbrücke.

Alljährlich am Sonnabend vor Pfingsten findet im Ort das Maibaumsetzen mit anschließendem Pfingstbier statt. Mit guten Pfingstwünschen und einem Ständchen setzen die Burschen Birken, sogenannte Maien, vor die Grundstücke. Über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist der Korwetsche Karneval. Gut 1.000 Besucher lockt jedes Jahr am 3. Advent der Großkorbethaer Weihnachtsmarkt in die Ortschaft. Die ev. Kirche gestaltet dazu ein buntes Programm und zeigt dabei auch die über 5 Meter hohe Weihnachtspyramide. Höhepunkte zur Pflege der dörflichen Kommunikation sind im Juni das Johannisfeuer, im September das Kinder und Familienfest und zum Jahresausklang das Silvestergrillen.  Der Turn- und Sportverein TSV 1893 Großkorbetha ist verantwortlich für eine erfolgreiche Sportgeschichte. Dazu gehört auch das EJB Blasorchester. Die Freiwillige Feuerwehr besteht seit 1883. Weitere aktive Vereine sind: Die Volksolidarität, Die Landfrauen, Jagdgenossenschaft, Kinder- und Jugendhilfeverein e.V. Heimatverein Kleinkorbetha. Im Aufbau befindet sich seit 2012 eine Heimatstube.