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Datum: 16.04.2022

"Erinnern ist nicht mehr
abstrakt"

Gedenken an Kriegsende 1945 in Weißenfels

Anlässlich des 77. Jahrestages des Einmarsches der 69. US-Infanteriedivision und dem damaligen Ende der Kriegshandlungen in die Stadt Weißenfels kamen am 13. April Vertreter der Politik, der Bundeswehr und von Behörden auf dem Schloss Neu-Augustusburg zusammen. Sie gedachten an diesem Tag der in den damaligen Kämpfen um Weißenfels gefallenen 15 US-Infanteristen und aller Opfer des Zweiten Weltkrieges. Dabei gingen die Redner auch auf das Zeitgeschehen ein. „Das, was wir heute an Kriegsberichterstattung sehen, sind keine Schwarz-Weiß-Fotos von ‚anno dazumal‘, das passiert gerade jetzt und gerade nebenan, nur zwei Flugstunden entfernt“, sagte Stadtratsvorsitzender Jörg Freiwald am Mittwochnachmittag. „Wir haben hier an dieser Stelle jährlich der damaligen Geschehnisse in Weißenfels gedacht. Das möchten wir auch heute tun. Nur ist dieses Erinnern jetzt durch die aktuellen Bilder aus der Ukraine nicht mehr abstrakt.“ Der Stadtratsvorsitzende sprach auch die Auswirkungen des heutigen Krieges auf Weißenfels an. So hätten bisher 160 ukrainische Menschen als Kriegsflüchtlinge in der Saalestadt eine neue Heimat gefunden. Darunter seien allein 60 Kinder. „Ich danke allen Beteiligten, die helfen und geholfen haben, diesen Menschen hier in unserer Stadt wieder ein Zuhause zu geben.“

Anschließend ging nach Schilderung der historischen Umstände auch Bundestagsabgeordneter Dieter Stier auf das Zeitgeschehen ein: „Der Russland-Ukraine-Konflikt zeigt uns, wie brüchig plötzlich die europäische Ordnung zu sein scheint. Wie scheinbare Gewissheiten aufgebrochen werden und dass Schreckliches in einem Umfang im modernen Europa zutage tritt, dass die meisten von uns wohl nicht mehr für möglich gehalten hätten.“ Er versicherte den Anwesenden, dass die Mitglieder des Deutschen Bundestages in der aktuell angespannten Situation verantwortungsvolle Entscheidungen treffen würden.


Nach einer Minute des Gedenkens an die in der Saalestadt 1945 gefallenen US-Infanteristen und aller Opfer des Zweiten Weltkrieges wurden an der Tafel im Schlossdurchgang Kränze abgelegt.

Vom 12. bis 15. April 1945 nahmen Soldaten der 69. US-Infanteriedivision Weißenfels ein. Sie beendeten damit das Kampfgeschehen und die NS-Herrschaft in der Saalestadt. Fünfzehn US-Infanteristen ließen in den damaligen Tagen in Weißenfels ihr Leben. An sie wird auf der Gedenktafel im Schloss Neu-Augustusburg erinnert. Die Stadt Weißenfels ruft alljährlich im April zu einem Erinnern an die Geschehnisse von 1945 und zu einem Gedenken an die gefallenen US-Soldaten auf.