4. Weißenfelser »Lauf gegen Gewalt« - gemeinsam, sichtbar und entschlossen gegen häusliche Gewalt
Das eigene Zuhause ist für die meisten Menschen ein sicherer Hafen. Doch für immer mehr Personen ist es ein Ort der Angst. Fast täglich wird in Deutschland eine Frau durch häusliche Gewalt getötet. Jeden Tag erleben zudem etwa 500 Mädchen und Frauen sowie etwa 200 Jungen und Männer Gewalt in ihrem eigenen Zuhause. Jeden Tag werden etwa 50 Kinder sexuell missbraucht. Auch in Sachsen-Anhalt nehmen die Fallzahlen im Bereich der häuslichen Gewalt zu. Die Kriminalstatistische Auswertung „Häusliche Gewalt“ des Landes Sachsen-Anhalt umfasst sowohl Partnerschaftsgewalt als auch familiäre Gewalt. Im Fünf-Jahresvergleich stieg deren Gesamtwert kontinuierlich von insgesamt 6.323 Fällen im Jahr 2020 auf insgesamt 8.391 Fälle im Jahr 2024 an – und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Diese Zahlen dürfen uns nicht kaltlassen. Der 4. Weißenfelser „Lauf gegen Gewalt“ rückt deshalb in diesem Jahr das Thema „häusliche Gewalt“ ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am 3. September 2025 die Möglichkeit, mit ihrem sportlichen Einsatz ein Zeichen zu setzen: für Gewaltbetroffene, für Prävention und für eine Gesellschaft, die nicht wegschaut. Alle Läuferinnen und Läufer ab 18 Jahren unterstützen mit ihrer Startgebühr in Höhe von zehn Euro zudem gemeinnützige Projekte. So werden die Einnahmen aus dem „Lauf gegen Gewalt“ dieses Mal an den Frauenhausverein e.V. Weißenfels und an die Opferberatungsstelle „Weißer Ring“ gespendet. Die Online-Anmeldung für den „Lauf gegen Gewalt“ wird am 18. Juni 2025 freigeschaltet. Genaue Informationen hierzu erfolgen vorab auf der städtischen Internetseite www.weissenfels.de sowie auf den Social-Media-Kanälen der Saalestadt (@weissenfels.de).
„Häusliche Gewalt ist eine Realität, die viele Menschen betrifft – unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weißenfels und Mitorganisatorin des „Laufes gegen Gewalt“ Katja Henze.Ihr zufolge gehen mittlerweile fast ein Viertel aller in der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundes erfassten Gewaltfälle auf häusliche Gewalt zurück. Überwiegend betrifft die Gewalt Frauen und Kinder. 70,5 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich, während die Täter mit 75,6 Prozent zumeist Männer waren. Ein untragbarer Zustand – doch der gesellschaftliche Aufschrei bleibe aus. Ein echter Meilenstein bei der Verhütung, Bekämpfung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und von häuslicher Gewalt ist für die Gleichstellungsbeauftragte das im Februar 2025 in Kraft getretene Gewalthilfegesetz des Bundes. Dieses ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der Istanbul-Konvention des Europarats vom Februar 2018, nach der sich alle Vertragsstaaten – so auch Deutschland – dazu verpflichten, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, zu verfolgen und zu beseitigen, Diskriminierung zu unterbinden und die Rechte von Frauen zu stärken. „Auf die Umsetzung der gesetzlichen Grundlagen in diesem Bereich mussten wir in der Bundesrepublik zwar lange warten, doch mit dem Gewalthilfegesetz haben gewaltbetroffene Frauen nun erstmals einen kostenfreien Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. Das ist der Rahmen für ein verlässliches Hilfesystem“, sagt Katja Henze. Mit dem „Lauf gegen Gewalt“ leiste die Stadt Weißenfels ihren Beitrag, um einerseits auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen und um andererseits Präventionsmaßnahmen, Beratungsangebote, Hilfe-Netzwerke und rechtliche Möglichkeiten aufzuzeigen.
Darüber hinaus kommen alle Einnahmen der Veranstaltung gemeinnützigen Zwecken zugute. Im vergangenen Jahr hatten mehr als 1.160 Personen an dem Event teilgenommen. Insgesamt waren Spenden in Höhe von mehr als 7.200 Euro zusammengekommen. Eine ähnlich gute Beteiligung erhofft sich das Organisationsteam auch beim „Lauf gegen Gewalt 2025“. Einen Teil der Spendengelder erhält dieses Mal der Weißenfelser Frauenhausverein– und das mit gutem Grund. Schließlich bietet das Frauenhaus Weißenfels seit Jahren eine sichere Zuflucht für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Sie erhalten hier Schutz, Hilfe und vertrauensvolle Beratungen. Auch in der Einrichtung ist der Anstieg der Gewalt spürbar. Im Jahr 2023 wurden 62 Kinder und Frauen aufgenommen; im Jahr 2024 waren es bereits 88. Seit Beginn dieses Jahres ist das Frauenhaus durchgehend ausgelastet. „Die Spendengelder werden wir für Freizeitaktivitäten einsetzen, weil diese staatlich nicht gefördert werden. Wir möchten mit den Kindern und Frauen ins Kino gehen. Für einige wird es das erste Mal sein. Auch Kindergeburtstage, eine Ferienfahrt oder einen Ausflug in den Zoo können wir so finanzieren“, sagt die Leiterin des Weißenfelser Frauenhauses Birgit Peterz.
Der „Lauf gegen Gewalt“ wird in Kooperation durch die Stadt Weißenfels, die Bundeswehr am Standort Weißenfels/Naumburg sowie den Sport- und Freizeitbetrieb organisiert. Zahlreiche Partnerinnen und Partner unterstützen die Veranstaltung. Aktuell werden noch Sponsoren für das Event gesucht. Als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung besteht unter anderem die Möglichkeit, das Logo des Unternehmens auf Flyern und Plakaten zu präsentieren – eine großartige Gelegenheit, das Engagement für eine gewaltfreie Gesellschaft sichtbar zu machen. Angebote zum Sponsoring und auch Geldspenden von Privatpersonen nimmt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Weißenfels Katja Henze entgegen. Wer mit einem eigenen Informationsstand über Gewaltthemen, Gewaltprävention oder Gewaltberatung aufklären möchte, kann sich ebenfalls gerne bei ihr melden: 03443 370 466, gleichstellung@weissenfels.de .