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Datum: 27.01.2022

Emma Murr - eine Weißenfelser Jüdin

Jüdischen Opfern ein Gesicht geben – ein Bestreben, dem die Stadt Weißenfels am Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus’ nachgeht. In der Reihe „Weißenfelser Frauenpersönlichkeiten“ wird deshalb am 27. Januar 2022 die Weißenfelser Jüdin Emma Murr vorgestellt.

Emma Murr stammte aus dem böhmischen Leipa. Sie war mit dem katholischen Schuhmacher Friedrich Murr verheiratet. Im Jahr 1905 zogen beide nach Weißenfels in die Schillerstraße 15 und machten sich als Schuhmacher selbständig. In Weißenfels wurden die Kinder Rudolf und Rosel geboren. Friedrich Murr starb kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die Fabrik der Familie wurde von den Machthabern als jüdisch angesehen und enteignet. Immer unerträglicher wurde die Lage der Juden und damit auch das Leben von Emma Murr. Nach Schikanen, Verboten, Enteignungen und Verhaftungen wurde ihr Leben moralisch und physisch zermürbt. Im Jahr 1939 wurde sie mehrfach von der Gestapo verhaftet und der Rassenschande angeklagt, was zur Schutzhaft führte. Das war Emma Murrs Todesurteil. Sie wurde ins Konzentrationslager Ravensbrück gebracht und 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet. Auch Emma Murrs Sohn Rudolf und ihre Schwester Selma Fiedler wurden Opfer des Holocaust. Die Tochter Rosa Schramm (geb. Murr) erlebte die Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Alliierten gemeinsam mit ihrem neugeborenen Sohn Reinhard Schramm in ihrem Versteck auf dem Eichberg bei Weißenfels. Nach der Zeit des Nationalsozialismus’ bekam die einzige Überlebende das Gebäude in der Schillerstraße 15 zurück. 

Emma Murrs Todestag liegt nun 80 Jahre zurück. In der Schillerstraße 15 erinnert ein sogenannter Stolperstein – eine im Boden verlegte kleine Gedenktafel – an ihr Schicksal. In Weißenfels gibt es insgesamt 29 Stolpersteine an 16 Adressen. Sie wurden zwischen 2008 und 2014 verlegt. Mit ihnen soll den Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden, die in Weißenfels lebten und wirkten. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Hintergrund: Weißenfelser Frauenpersönlichkeiten

In der Reihe „Weißenfelser Frauenpersönlichkeiten“ veröffentlicht die Stadt Weißenfels seit März 2021 – dem 110. Internationalen Frauentag – Portraits von Frauen, die einen bedeutenden Einfluss auf soziale, kulturelle oder politische Entwicklungen der Saalestadt und über ihre Grenzen hinaus haben oder hatten. Mehr als 33 Frauen aus Gegenwart und Historie werden über drei Jahre hinweg auf der städtischen Internetseite, in den sozialen Medien und/oder im Amtsblatt vorgestellt.