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Datum: 13.02.2025

Stolperstein für Frieda Böhme

Ein neuer Stolperstein wurde am 12. Februar 2025 in Weißenfels verlegt. Dieser erinnert im Kirschweg 12 an das Schicksal der Weißenfelserin Frieda Böhme, die in dem Haus einst wohnte und als taubstumme Frau am 3. März 1943 im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nazis ermordet wurde. Nachfahren der Familie von Frieda Böhme waren vor Ort, als die kleine Gedenktafel im Auftrag der Stadt Weißenfels im Boden verlegt wurde. Urenkelin Franziska Harnisch, die heute als Künstlerin in Berlin lebt, hielt eine Rede. In Vertretung des Oberbürgermeisters nahm der stellvertretende Oberbürgermeister Steve Mämecke an der Veranstaltung teil. Es ist der erste Stolperstein für ein Euthanasieopfer in Weißenfels.  

Frieda Schumann wurde am 29. Juni 1896 in Magdeburg geboren. Nach einer Scharlach-Erkrankung im Alter von zehn Jahren war sie taub und besuchte die Taubstummenschule und war später als Hausmädchen tätig. Nach der Hochzeit mit Paul Willi Böhme, ebenfalls taubstumm, ließ sich das Paar in Weißenfels nieder. Dort kam Sohn Hans zur Welt. Mitte Juni 1942 wurde Frieda Böhme direkt von ihrem betreuenden Hausarzt in die sogenannte „Landesheilanstalt“ Pfafferode überführt. Die Einrichtung war in das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten inkludiert und verfügte im Keller über eine eigene Gaskammer. Nach neun Monaten in der Anstalt wurde Frieda Böhme im Alter von 46 Jahren ermordet.

„Auch wenn wir sie durch einen Stolperstein nicht mehr lebendig machen und die zurückliegende Geschichte nicht ändern können, so möchten wir doch gerne an sie, die wir nicht kennenlernen durften und die nie einen richtigen Grabstein hatte, erinnern. Möge ihre und die Geschichte all ihrer Zeitgenossinnen und -genossen uns heute umso mehr eine lehrende Mahnung sein“, schrieb Frieda Böhmes Urenkelin Franziska Harnisch in einem Brief an die Stadt Weißenfels.

In Weißenfels gibt es bereits mehr als 30 Stolpersteine. Alle erinnern an Weißenfelser Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Seit dem Jahr 2008 lädt das Simon-Rau-Zentrum den Künstler Gunter Demnig zu Stolpersteinverlegungen ein. Er hat nun auch den Stolperstein für Frieda Böhme gefertigt und verlegt.

Hintergrund:
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die quadratischen Tafeln aus Messing werden im Boden verlegt und erinnern an das Schicksal der Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Stolpersteine werden in Deutschland und in mehr als 30 Ländern Europas und der Welt verlegt.