Heinrich-Schütz-Haus für drei Jahre geschlossen
Das Weißenfelser Heinrich-Schütz-Haus schließt ab dem 7. April 2026 – an diesem Tag beginnen die Abbrucharbeiten am Nachbargebäude. Auf dem Grundstück in der Nikolaistraße 9 entsteht bis Ende 2028 ein neuer Erweiterungsbau mit einem Personenaufzug, einer Lounge und einem Sonderausstellungsraum. Außerdem wird das baufällige Hinterhaus der Komponistengedenkstätte vollständig saniert. Hier befinden sich bislang Büros, die Bibliothek des Heinrich-Schütz-Hauses und Sanitäranlagen.
Bis zur voraussichtlichen Wiedereröffnung im Frühjahr 2029 wird die rund 200 Exponate umfassende Dauerausstellung „… mein Lied in meinem Hause“ eingelagert, Leihgaben anderer Museen werden vorübergehend zurückgegeben. Trotz der Schließung bleibt das kulturelle Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses durch verschiedene Konzerte, musikalische Lesungen und kleinere Wechselausstellungen in öffentlichen Gebäuden der Stadt Weißenfels sowie in den Kirchen präsent.
„Auf der einen Seite freue ich mich sehr, dass die Arbeiten am Anbau des Heinrich-Schütz-Hauses beginnen und wir das Gebäude somit perspektivisch zu einem musikalischen Begegnungsort und Zentrum der Alten-Musik-Pflege in Sachsen-Anhalt weiterentwickeln“, sagt Einrichtungsleiter Maik Richter. „Auf der anderen Seite möchten wir den Gästen dieser berühmten Musikergedenkstätte auch in den nächsten Jahren zumindest temporär Ausstellungen präsentieren und die von uns seit vielen Jahren mit großem Erfolg gepflegte musikalisch-künstlerische Veranstaltungsreihe fortsetzen.“ Deswegen suchen die Verantwortlichen nach Möglichkeiten einer Präsentation im öffentlichen Raum. „Denkbar wäre es“, so der promovierte Leiter des Heinrich-Schütz-Hauses weiter, „Sonderausstellungen und Konzerte im Rathaus der Stadt Weißenfels zu organisieren.“ Auch an ein Gemeinschaftsprojekt mit der Kunstgalerie BRAND-SANIERUNG sei gedacht.
Oberbürgermeister Martin Papke schaut optimistisch auf die anstehenden Arbeiten in der Nikolaistraße: „Das Heinrich-Schütz-Haus ist eine überregional bekannte Musikergedenkstätte und eines der Aushängeschilder der Stadt Weißenfels. Es jetzt für drei Jahre zu schließen, bedeutet durchaus einen Einschnitt im regionalen kulturellen Leben. Bei Fertigstellung 2029 ist das Gebäude zeitgemäß hergerichtet und wird seiner aktuellen Funktionalität gerecht. So kann Weißenfels auch in Zukunft ein würdiger Ort hochkarätiger musikalischer Veranstaltungen rund um Heinrich Schütz sein.“ Martin Papke betont zudem, dass die Baumaßnahme im Rahmen des Strukturwandels einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung der Nikolaistraße und der Großen Burgstraße leistet. Dem Oberbürgermeister zufolge investieren zeitlich parallel zu den städtischen Arbeiten zahlreiche private Eigentümer in die Sanierung ihrer Gebäude, was den positiven Entwicklungsschub in diesem Quartier zusätzlich verstärkt. Mit der Baumaßnahme am Heinrich-Schütz-Haus setze die Stadt Weißenfels somit ein sichtbares Zeichen: Sie bekennt sich sowohl zur Förderung des kulturellen Erbes als auch zur nachhaltigen Entwicklung von Wohnraum.
Hintergrund:
Heinrich Schütz kaufte das in der Renaissance errichtete repräsentative Gebäude 1651, baute das Dachgeschoss um und zog mit seiner Schwester Justina 1657 ein. Nach ihrem Tod im Mai 1672 ging er für die letzten Monate seines Lebens nach Dresden zurück. Hier starb der Komponist im November 1672.
Nach einem Dasein als Wohnhaus, Kolonialwaren- und Weinhandlung und als Sitz des Kreissekretariats des Kulturbundes der DDR wurde das Gebäude in der Nikolaistraße 13 Anfang der 1980er Jahre vor dem Totalabriss bewahrt und 1984/85 grundlegend restauriert. Die Einweihung des Heinrich-Schütz-Hauses als Museum fand am 13. Oktober 1985 anlässlich der „Nationalen Bach-Händel-Schütz-Ehrung der DDR“ statt. Nach nochmaliger Restaurierung von 2009 bis 2011 wurde die aktuelle Dauerausstellung „… mein Lied in meinem Hause“ eingerichtet und am 12. Oktober 2012 feierlich eröffnet. Das Heinrich-Schütz-Haus begeht 2025 sein 40-jähriges Bestehen als Musikermuseum und im nächsten Jahr seine 20-jährige Mitgliedschaft im Blaubuch der Bundesregierung als „Kultureller Gedächtnisort von besonderer nationaler Bedeutung“.
Das um 1890 errichtete Hinterhaus wird jetzt erstmals vollständig saniert.
Das seit 2019 leerstehende Wohnhaus in der Nikolaistraße 9 entstand im Jahr 1985. Es wird durch einen funktionalen Erweiterungsneubau ersetzt, der die dringend benötigte Barrierefreiheit im Heinrich-Schütz-Haus gewährleistet.